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Oper, Seife und Bel Canto 

Eine Streitkorrespondenz zwischen Frank Mankyboddle und Fozzo

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[Ausgangspunkt der Korrespondenz war Mankyboddles "Boykottaufruf" der hier anfangs noch
einmal zu lesen ist.]

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Thema: Bel-Canto
Datum: 20.07.01
An: mail@fozzo.de

Boykottaufruf
(gegen Vibratoren, Heulbojen und Autoalarme)

Freunde der populären Musik und Sangeskunst kennen das Phänomen: Stimmen die den Einen betören irritieren die Andere. Die klassische Musik, in ihrer gründlichen Art, hat das Problem einer solch willkürlichen Polarisierung radikal gelöst: Wo die ursrüngliche Akzeptanz eines populären Bel-Cantisten das Volk der Hörer, sagen wir bei einem beliebigen Mittelwert von 50%, spaltete, hat die klassische Sangeskunst die Bevölkerung radikalisiert: nach informierten Schätzungen des Autors dieses Artikels dürfte die Abneigung gegen alle vibrierenden Heldentenöre und Alt-Mietzen bei mindestens 95% liegen. Das wäre nicht weiter schlimm oder ungewöhnlich, wenn es das "Werk" des einen Komponisten und Sängers betreffen würde, wie in der populären Musik üblich.

In der klassischen Musik aber wird ein ganzes Genre auf diese Weise verunglimpft; nämlich der gesamte Bereich der Vokalmusik seit spätestens Bach. Positive Gegenimpulse der letzten Jahrzehnte kommen, wie so häufig, von den Interpretationen der renaissance- und frühbarocken Musik. Daß nun bei Wagner, Berlioz und Rossini drauflosgehupt wird was das Zeug hält, muß Hörer mit feinerem Geschmack nicht verzweifeln lassen. Bei Mozart, Verdi, und den meisten anderen Italienern überhaupt, dann aber schon eher. In der "Modernen Klassik" und "Neuen Musik" ist die Aufrechterhaltung solch grotesker Sangeskünstlichkeit, deren Urheber und Verantwortliche noch nicht ausgemacht wurden, dann vollends unverständlich. Alles hat man im 20.Jh. über Bord geworfen oder es mindestens versucht, - nur die SängerInnen durften weitermachen wie bisher. Sogar bei Ravels "Chansons Madécasses", "Cinq Mélodies POPULAIRES Grecques" etc. - was verwundert, wenn sogar Manuel de Falla zarte Versuche in die Richtung einer Integration nichtklassischer Gesangstechniken in die klassische Musik unternahm. De Fallas Versuche fanden allerdings kaum Nachahmer. Wäre es nicht ein Experiment wert z.B. Ravels "Kaddish" von einer Sängerin mit bulgarischer Gesangstechnik singen zu lassen?

Mit der Stumpfsinnigkeit einer Autoalarmanlage wird stattdessen an den Musikhochschulen weiterhin das klassische Vibrato, und die klassische Gesangstechnik überhaupt, kopiert und tradiert als gelte es DIN-Normen auszubauen und neue Dezibel-Rekorde aufzustellen. Wahr ist lediglich, daß die Konservatorien, im Fach Gesang jedenfalls, nicht die Reife für die letzten hundert Jahre Musik erlangt haben. Daß z.B. die französischen Komponisten vor über hundert Jahren auf der Pariser Weltaustelllug "den Orient" entdeckten, ist dem WASP (White Anglo Saxon Professor) des Bel-Canto (sic!) wenn nicht unbekannt, dann doch offensichtlich wurscht.

Die ausgefeilten und oft viel virtuoseren Gesangstechniken (unter anderen) des Orients aber im Lehrplan der Musikhochschulen zu unterschlagen ist ungefähr so aufgeklärt und fortschrittlich, als würde man im Erdkundeunterricht die südliche Erdhalbkugel nie erwähnen. Die wenigen Ausbruchsversuche aus der Starrheit einer solch zweifelhaften Tradition kommen dann auch oft von den Interpreten selbst, wie z.B. Kathy Berberian. Diamanda Galas etc. Und im Lager der (experimentellen) "Populärmusik" und "Jazz" wären einige wie z.B. Nina Hagen zu erwähnen, die es verstehen, die verschiedenen Techniken mühelos miteinander zu verbinden oder nebeneinanderzustellen.

In der klassischen Musik werden uns die Heulbojen mit ihren nahtlos in Triller übergehenden Vibrati wohl noch lange Zeit die Oper vergällen. Und wenn dieser Autor behauptet, daß das in der klassischen Vokalmusik gebrauchte Vibrato allzu oft nur dazu dient, die Unfähigkeit des Sängers zu kaschieren mit den pervertierten Ansprüchen einer auf heldenhafte Lautstärke gedrillten Gesangsideologie fertigzuwerden, dann könnte er ebenso gesagt haben, daß der Kaiser gar keine Kleider trägt - es den Kaiser aber schon lange nicht mehr gibt.

Also, - "so what", oder Watt?


Thema: Re: bel-canto
Datum: 24.07.01 16:53:06 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
From: fozzo-wbd@gmx.de (Ralf Frodermann)
To: Frank@Mankyboddle.com (Mankyboddle)

MAN SPÜRT DIE ABSICHT UND IST VERSTIMMT:
deine idiosynkrasien gegenüber der oper, dem opernbetrieb, den opernstimmen der opernausbildung, den opersängern, der europäischen operntradition, den opernliebhaber, den italienischen, englischen , französischen usw. belcanto-wahn ums hohe c und d in allen ehren; das spezifisch alteuropäische Theaterformat OPER - von Monteverdi (VERDI!) bis Strauss - ist nach wie vor Teil der sich feudal bis renitent gebenden unterhaltungsbranche ohne Pfand.
Oper ist Einwegunterhaltung, zum hier essen oder zum Mitnehmen. Der sog. Orient kennt die Oper nicht, der okzident kennt den Orient als Oper AIDA. Der Islam kennt den Koran, veropert ihn aber nicht. Heulen tut er auch,
Muezzine usw.
Ravels Madagaskar verzeichnet keine Landkarte. Ravel ist Manierist. Wenn Ravel Madagaskar sagt, meint er seine Madagaskarmaske. Wenn Madagaskar singt, schweigt Europa.
Adorno: Einführung in die Musiksoziologie (Kapitel OPER!)
Belcanto ist nur ein Wort, die maniacs lieben den sex in der oper; der ist
ja auch liebenswert. jedenfalls mehr als mancher deutsche Dialekt!
fozzo

Thema: ex oriente nihil?
Datum: 25.07.01
An: fozzo-wbd@gmx.de

MAN SPÜRT DIE VERSTIMMUNG UND HARRT DER ABSICHT:
pfand hin oder her: auch das orakel von wildbad ist high von den miasmen seiner idiosynkrasien. ich übersetze deinen kommentar mit dem "so what" dass sich abschliessend auch bei meiner polemik findet. mich hätte allerdings interessiert WAS verstimmt. dass ravel manierist ist weis ich selbst - aber auch dass es nicht unbedingt weniger manieristisch wäre wenn sich z.B. die Bulgos oder die inder seiner lieder annähmen etc. - aber eben vielleicht schöner, - "musikalischer" ? - und vor allem direkter, persönlicher, -aber jedenfalls mal was anderes und der zerbrechlichkeit der manierismen angemessener.

Es geht mir vor allem um vielfalt der technik nicht um den jeweiligen "aufklärungs"-(not)stand der verschiedenen "kulturkreise". wer sich aber so "aufgeklärt" gibt (um diesen begriff für die avantgarde der musik des 20.Jahrhundert mal ihrem selbstverständnis nach anzuwenden) wie ravel, schönberg und co. der muss sich meine vorwürfe auch gefallen lassen.

Adorno - ist im endeffekt ein spiessiger eurozentrist genau wie sein musiklehrer.

Sex in der oper - muss so was ähnliches sein wie sex mit autos. ein akt den man
unter strafe stellen sollte.

mankyboddle

PS.: der Orient reicht bis japan

Thema: Re: ex oriente nihil?
Datum: 26.07.01 14:50:05 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
From: fozzo-wbd@gmx.de (Ralf Frodermann)
To: Mankyboddle@aol.com
CC: frauke99@t-online.de

an mank.
musikethnologie ist die disziplin, die dir vielleicht weiterhelfen kann (auf welchem weg eigentlich?)
deine adorno-unziemlichkeiten stellen dich blößer als du bist. über belcanto kann man geteilter meinung sein, über adorno nicht. das weiss jeder! nicht jeder weiss , dass ex oriente lux zutrifft und dass außereuropäische einflüsse das europäische musikleben stets befruchtet haben (baluta, sos, debussy, leverkühn) deine invektiven erinnern an alte computerspiele (altes denken?) oder mikado.
deine opernphobie ist untherapierbar wie die opernbegeisterung der opernliebhaber. globalisierung der musik wäre 5 ton musik , davor bewahrte uns Pythagoras stimmung-menschliche stimme-atem-sonnengeflecht-urklang
singen, orpheus, laotse als sänger, cab calloway in der oper mit den marxbrothers

herzlichst,fozzo


Thema: mein kampf
Datum: 27.07.01
An: fozzo-wbd@gmx.de

Lieber Fozzo,

ich gebe zu dass der wunsch die "klassische musik" von der "klassischen"
gesangsstimme, wenn auch nur teilweise, zu befreien nicht die gleiche
bedeutung erlangen kann, wie der sturz des wildbader bürgermeisters,
den du zu deinem lebensziel gemacht hast. Wildbad und die welt wird es
dir natürlich danken.
Das "MEIN kampf" gegen nackte kaiser so aussichtslos ist wie (d)eine
globalisierung der pentatonik oder deine sensibilisierung für (fern)-östliches
soll mich aber nicht davon abhalten die (musik der) inder so zu lieben wie
du deine kinder.

Die musikethnologie, die du mir empfiehlst, hat durch die nicht-vollendung
des 3.Reiches seine blüte quasi nie erleben dürfen. Wie schön wäre der
schauer erlebter vergangenheit gewesen wenn man nach dem besuch einer
ethno-viertelton-hölle im museum seine ohren wieder in einen abendländischen
Bach hätte tauchen dürfen. Im täglichen erleben des multi-kulti-betriebes
ist das natürlich nicht so aufregend. Und dann noch die liebe "sheherazade"
mit "le mystère des voix bulgares" zusätzlich ethnisieren?
Alles schon geschehen sagst du? Alter hut? Dir ist mein sehnen belanglos
wo doch fozzo ante portas wildbadis steht? Und bei den Marx Brothers doch
hoffentlich nicht stehen bleiben will? Denn deren opern-witz hat bei
diesem thema, im ernst, wohl noch keine früchte getragen...

Ich gebe zu: es ist ein kleines ansinnen "salon-musik" nicht mehr von
turnhallen-stimmen verstopft hören zu wollen. Aber ich bestehe darauf,
dass der "crossover" nicht nur in den kompositionen stattfindet,
sondern auch beim sound - eben vor allem bei den stimmen: womit
auch geklärt ist "auf welchem weg ?" mir die musikethnologie nicht
helfen kann.

tunlichst
mankyboddle

PS.: ich wusste gar nich dass du je ein computerspiel geschweige
denn mikado gespielt hast...
PPS: adorno im auge möchte ich dir die hagiographie so nahe
legen wie du mir die musik-ethnologie...


Thema: Re: mein kampf
Datum: 28.07.01 11:25:12 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
From: fozzo-wbd@gmx.de (Ralf Frodermann)
To: Mankyboddle@aol.com
CC: frauke99@t-online

hagiographie? welche hagiographie?
das subjekt ist die grenze der welt. (wittgenstein)
das anathema opernstimme -zwischen parrhesie und parusie- führt zu
vermeidbaren verwerfungen. natürlich wäre ich auch lieber in bayreuth bei den
meistersingern als in beiruth bei den muezzins oder umgekehrt. deine antifeudalen
impulse machen dich noch nicht zum paria, der mittlere opernfan ist paria, du
bist gelegenheitskolumnist ohne zubehör, ich mit. wildbad ist das pankow
calmbachs und keine macht oder ohmacht der welt wird mich daran hindern, meine
schriftstellerei einer provinzenklave abzuringen, die ich so zärtlich liebe wie
sie mich hasst. experimentum wildbadensis! here we go!
globalisierung auf dem 3.welt planet ist entwicklungshilfe für reiche,
menukarten gefällig!?
sound sind akkustische bytes, verschlüsselt oder tiefgefroren
vergl. Karl Rosenkranz: Ästhetik des Häßlichen 1854
puccini, wagner und b.a. zimmermann; hören kann nicht jeder
vielleicht hilft der begriff palimpsest weiter, bei tatum ja.
cosima wagner; frau dellas ist begehrenswerter als frau wagner!
herzliche grüsse fozzo

Ps Franz Werfel: VERDI. ROMAN DER OPER

Was sie da von ferne sah`n?
Den vatikan, den Vatikan!


Thema: thema non grata
Datum: 28.07.01
An: fozzo-wbd@gmx.de

Jetzt werden sie esoterisch,

Herr Frodermann,

nicht dass wir bei Bach nächstens die blüten-therapie meinen.
Muezzins in Bayreuth ist eine originelle idee.

von fozzo siegen lernen heisst von ihm zu lernen wann mann ein thema
für "non grata" erklärt. Aikido der diskussion - (das thema des
gegners in eine kreisbewegung weiterführen und somit ins leere
münden lassen). Man könnte den verdacht schöpfen dass sie GAR KEINEN gesang mögen!

Nur SOLIDARITÄT hilft weiter.
Den orientalischen gesang auf den muezzin zu reduzieren kommt dem
tatbestand der volksverhetzung nahe.
Die globalisierung der manager ist nur mit der globalisierung des
widerstandes zu bekämpfen. Der widerstand muss aber erst fozzos zensur
passieren. (Anti-globalisierung ist eben eine zutiefst reaktionäre
angelegenheit für die allermeisten. Um mit Steve Z. zu
reden: "I've got mine". Stalin war für die welt so wichtig weil
er klarstellte dass das "Völker aller Länder, vereingt euch" nicht
ernst zu nehmen sei. Ein aktiver antiglobalisierer also der den
kommunismus vom internationalismus befreite...)

Sie wollen mir im kampf gegen die klassische hohl-tönerei also
nicht beistehen! Da brauchen sie mich nicht mit palimpsesten
abspeisen - das verfängt nicht! Ihre kritik meiner kritik kommt
und geht von ungefähr. Sicher, es gibt ja auch keine pöstchen
als "globalisierer der sangeskunst" zu gewinnen. Sie schrumpfen
an und mit Ihren gegnern und deren bedeutungslosigkeit gibt Ihnen deckung!

SängerInnen aller Länder, globalisiert Euch!

Gruss
Mankyboddle

Thema: Re: thema non grata
Datum: 29.07.01 17:46:54 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
From: fozzo-wbd@gmx.de (Ralf Frodermann)
To: Mankyboddle@aol.com
CC: Frauke99@t-online.de

>lieber mank,
ich bin im nebenberuf klavierspieler und wachse an meinen aufgaben wie Sie
an den Ihren!
sangeskunst-Meistersinger!- ist nicht unbedingt ein kontroverses thema, sex
auch nicht, fozzo auch nicht.das subjekt ist eine grenze der
welt.wittgenstein.
postenhuberei ist ein steckenpferd, philosophie eine leidenschaft, schreiben
buße und leben notwehr, das wissen Sie. musik ist und bleibt eine
idiosynkrasie von mir. gestern zum beispiel hörte ich bachs 3.teil der
clavierübung,vulgo orgelmesse; das verständnis für derartige gebilde kompromißlosester
meisterschaft und kunstfertigkeit aus einem zeitalter seelenvoller frömmigkeit muss
zunehmen, d.h. erarbeitet werden. das ohr kann hören, wir sind ohr, die welt
ist alles, was der unfall ist. die europäische opernstimme ist die feine und
verfeinerte stimme. vielleicht nützlich für unseren zusammenhang: goulds
aufnahmen der strauss lieder mit der schwarzkopf, ca. 1964 brechts
lieder.eissler!
die besserwisserei der besserwisser nicht diskreditieren! kommentare des
sichtbaren,
gebote des unsichtbaren. muezzine und andere mitglieder von priesterkasten
sind volksverhetzer (OPIUM) gesang ist göttlichen ursprungs, olympiden, antik
pindar etc
ich werde nicht esoterisch, wo ich staune, da ist es staunenswert!
auf bald ihr fozzo

Thema: kontrovers
Datum: 30.07.01
An: fozzo-wbd@gmx.de

Sehr geehrter Magister phil. Fozzo,

ihrer poesie der stichworte und zitate entnehme ich weiterhin dass
allein sie entscheiden welches thema kontrovers ist oder es verdient
kontrovers behandelt zu werden. Sie müssten es besser wissen,
da z.B. dass, was für fozzo und wildbad kontrovers ist, es für
den rest des kulturkreises wohl eher weniger ist. Trotzdem darf
man sich der kontroverse im trauten kreise erfreuen und sogar
ein martialisches laienstück inszenieren: bürgermeister stürzen,
volkshochschullehrer enthaupten etc. - und es ist ja auch wahr:
die lokal-politik ist wohl sogar korrupter als die "große" politik...

Ebenso sehr bestehe ich auf meiner kontroverse. Versuchen sie
doch nicht immer mir diese madig zu machen! Vielleicht darf ich
mich eines tages genau so heldenhaft mit opern-hobbyisten und
heldentenor-kadetten zanken, so wie sie sich gern mit besagter
laienspielschar raufen.

Meine motivation möchte ich mit folgendem zitat vor Ihnen zu
legitimieren beginnen da sie wohl wert auf schützenhilfe legen:
(Frankfurter Rundschau 28.7.2001 aus: Keine Note Mozarts konnte
je missbraucht werden / Krieg und Frieden als Thema in der
klassischen Musik / Von Dieter Senghaas)
'...Bela Bartok, der ungarische Komponist, hatte keinen
sehnlicheren Wunsch, als die Verbrüderung der Völker trotz
allem Krieg und Hader zu befördern: "Dieser Idee versuche
ich - so weit es meine Kräfte gestatten - in meiner Musik
zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einflusse, mag
er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst
irgendeiner Quelle entstammen." ...'

Die komponisten haben sich, wie wir beide schon erwähnt
haben, diesen einflüssen schon häufig gestellt.
Allein, - nochmals -, bei der interpretation vor allem
neuerer werke sind in der vermeintlichen "hochkultur" der
musik, allgemein "klassisch" genannt, immer noch die mumien
am werk, und eine, wie oben zitierte bartoksche "ökumene"
nicht in sicht. Da hilft auch kein verweis auf ausnahmen.
Dass Ihnen das als "nebenberufler" egal sein kann und darf
degradiert mich in dieser diskussion leider zum treibsand-treter:
hab ich recht, ist es egal - hab ich unrecht, hab ich unrecht...

Trotzdem bin ich es meiner sänger-ehre schuldig sie weiterhin
mit ihren fehleinschätzungen zu konfrontieren:

1. - die europäische opernstimme eine verfeinerung zu nennen
ist ebenso schlüssig wie eine dampfwalze die verfeinerung des
ersten ottomotors zu wähnen. Sicher sind einige sportliche
leistungen zu verzeichenen, aber ein express-zug ohne bremse
macht den schönsten trip zum horror. Wer wollte in so einer
oper noch "sex" (fozzo) haben? Anstatt immer lauter in des
knaben wunderhorn zu stossen sollten "die drei schreihälse"
vielleicht eine meisterklasse bei chet baker einlegen. Und
wenn sie denn schreien müssen dann könnten sie von Aretha
Franklin lernen die es ihnen ja im eigenen metier vorgemacht
hat. Und vibrato: davon versteht der klassisch "verfeinerte"
schlicht nichts. Dieses wird von ihm/ihr wahllos, undifferenziert
und vor allem ad nauseam und sehr oft zur verschleierung
unappetitlicher wahrheiten eingesetzt. Es ist peinlich, doch
keiner will es gehört haben oder kann es hören! Daran sind
durchaus auch die komponisten schuld die die menschliche
stimme zum instrument degradieren mussten wo jeder instrumentalist
stimmhaftigkeit anstrebt. Es wird unmögliches verlangt - und das
bekommt man dann auch. Die renaissance-interpreten und komponisten
sind und waren diesem wahn offensichtlich noch nicht verfallen.

2. - Trotz Ihrer insistenz ist der muezzin genau so wenig der
wortführer der orientalischen sangeskunst, wie fozzo der erbe
der weltkultur ist.

Ich finde es jedenfalls bemerkenswert wie Sie nach langen
jahren mit Bach immer noch hörenswertes finden
(mir geht es genau so) und andererseits noch nie gehörtes
als nicht hörenswert deklarieren. Oder was fällt Ihnen
zu Lakshmi Shankar, Hariprassad Chaurasia, Yesudas,
Ravi Shankar etc. etc. ein?
Ich weiß wahrlich, daß ich nichts weiß, - aber ich
rühme mich dessen nicht. Sie aber rühmen sich vieles
nicht wissen zu wollen und begraben es vorsichtshalber
mit klischees und vorurteilen und den süßen fürzen
des "eigenen kulturkreises". Was sagt eigentlich Horst Mahler dazu?

Hochachtungsvoll
Mankyboddle

P.S.: Ich weis dass Sie sich nicht genötigt fühlen unsere
diskussion ernst zu nehmen. WENN Sie mir aber antworten
würde es mir helfen Ihnen hinterherzuhinken wenn Sie nicht
in Stichworten schrieben.


Thema: Re: kontrovers
Datum: 31.07.01 08:34:31 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
From: fozzo-wbd@gmx.de (Ralf Frodermann)
To: Mankyboddle@aol.com
CC: Frauke99@t-online.de

mankyboddle in berlin,ddr
schalom,
"DIESES SELBST IST DAS BRAHMAN: ZU DIESEM SELBST WERDE ICH WERDEN, WENN ICH
VON HIER ABGESCHIEDEN BIN." UPANISCHADEn
UND: "DIESESES SELBST IN MEINEM HERZEN IST KLEINER ALS EIN REISKORN"
(DASELBST)

es gibt zweifellos leute, die können sich niemals dümmer stellen als sie in
wahheit sind.
das ist kein problem, sondern vorwand für satire. meine enzsatire beruht auf
diesem vorwand. sie ist nicht der mittelpunkt, sondern nur ein mittelpunkt
gegenwärtiger zeitgeistkritik.
die kritik der bürgerlichen oper und ihrer oft unzureichenden stimmen ist,
wie leute wie du sagen würden, schön und gut; ich zweifle auch gar nicht, daß
manche deiner gereiztheiten gute gründe haben, in hinsicht auf ihre
stichhaltigkeit bin ich mir wie so oft nicht ganz im klaren. glucks
opernreform-gestern abend hörte ich die reizende " I CINESI"-Serenadenoper- glucks
opernreform...
soll sting siegfried singen und paul simon rosenkavalier, ??
so wie jarrett und andere bach und andere spielten?
das bartok-zitat ist doch wenig hilfreich! die vorstellung, musikalische
vorgänge können sfor truppen ersetzen, kriege verheimlichen oder kz`s zu
einsturz bringen ist schales kunstgewerbe a la bernstein "Freiheit schöner
götterfunken" etc etc
an unverantworlichster naivität nicht zu schlagen
kunst ist bekanntlich flaschenpost und ersetzt das leben nur unvollständig.
musik ist echo.
liebe ist nicht kunst. und die wahrheit kennt enigma maschinen nicht !
Fozzo


Thema: absichten
Datum: 02.08.01
An: fozzo-wbd@gmx.de

Lieber Fozzo,

also abschliessend, vor der sommerpause, noch einmal ganz klar:
die absicht meiner kritik an der klassischen gesangsausbildung,
bzw. der gesangsausbildung an den musikhochschulen ist es die
technischen und damit interpretatorischen mängel aufzudecken.
Zwar soll sting soll nicht Siegfried singen: vielleicht sollte
niemand Siegfried singen. Aber ganz besonders viele kammermusikwerke
würden durch KLASSISCHE techniken ANDERER "KULTURKREISE" an farbe,
glanz und intensität deutlich gewinnen. Ghetto-Ethnologie
interessiert nicht. Ernste musiker können es sich heutzutage
nicht leisten die anderen KLASSIKEN zu ignorieren, genausowenig
wie die renaissance avicenna ignorieren konnte.
Multikultur ist kein supermarkt der ethnien sondern der respect
u.a. zwischen den hochkulturen. Die verschmelzung bzw. vermittlung
der unterschiedlichen gesangstechniken als teil einer klassischen
gesangsausbildung liegt mir dabei besonders am herzen, da sie meines
erachtens grossartige interpretations-möglichkeiten jenseits von
peinlichkeiten birgt. Solche projekte sind natürlich behutsam aber
auch mit verve anzugehen. Der starre bel-canto betrieb könnte dadurch
verjüngende impulse erhalten. Die schätze insbesondere der musik der
klassischen moderne sind zu grossartig als sie einer dogmatischen,
musealen orthodoxie oder dem eurozentrismus zu opfern.
Wie wichtig mein anliegen ist will ich mir nicht zu beurteilen anmassen,
aber es könnte ein wichtiger schritt zu einer MULTIKULTURELLEN HOCHKULTUR
sein. Experimente müssen erlaubt sein vor allem wenn ihre absicht von
ernst und gründlichkeit begleitet sind.

Beispiele für ansatzpunkte habe ich in den vorhergehenden ausführungen
einige gegeben. Eine gründliche recherche nach geeigneten werken die
eine verknüpfung nahelegen oder plausibel machen steht sicher noch aus.
Für vorschläge und anregungen, auch in bezug auf realisierungen und die
tücken die diese bergen können, bin ich natürlich dankbar.

Hochachtungsvoll
Mankyboddle

 
     
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